Portrait
Kontakt
+ Gallery
+ Länder
- Reiseberichte
Abschied
Friends-Hopping
Visa-Beschaffung
Budapest
Karpaten
Polizei und andere Schmierereien
Träume
Schifffahrt
Verkehr
Ein Tag im Leben von....
See Sevan
Habt ihr gewusst ...
Iranische Hilfsbereitschaft
Backen in Buchara
Bericht zweier Mitreisenden
Ausgeraubt
Der gefaehrlichste Moment
Alleine im Sand
Mongolischer Cowboy
Ohne Benzin in Sibirien
+ Etappen
zu verkaufen:

 

Iranische Hilfsbereitschaft (Mai 2003)

Bereits an unserem ersten Iran-Tag erlebten wir ein intensives Beispiel iranischer Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Wir kamen von Armenien und sollten am späten Nachmittag Jürgen aus Deutschland treffen, welcher von der türkischen Grenze her kam. Als Treffpunkt hatten wir den Bahnhof eines kleinen Städtchen vereinbart. Beim Überqueren des letzten armenischen Passes verloren wir aber einige Zeit, da er über Nacht tief eingeschneit wurde (wir waren auch das einzige Fahrzeug, welchem das Passieren gelang. Auf beiden Seiten stauten sich Lastwagen und spulende Busse). Dazu wurden wir am Zoll länger aufgehalten. So kamen wir trotz grosszügiger Zeitplanung zwei Stunden verspätet an den Treffpunkt und von Jürgen und seinem Bus war nicht die Schraube zu sehen.

Kaum am Bahnhof angekommen wurde ich von zwei Soldaten empfangen und ins Wärterhäuschen geführt. Der Chef der Bahnhofspolizei erschien und es folgte ein langwieriger Dialog in Russisch/Englisch/Schweizerdeutsch/Esperanto meinerseits und Farsi ihrerseits, worin ich den uniformierten Herren, versuchte mein Problem zu schildern. Für sie war es aber kaum fassbar, dass hier ein europäisches Fahrzeug aufkreuzt, unvorstellbar, dass noch ein zweites kommen sollte. Daraus schloss ich, dass Jürgen noch gar nicht erschienen war. So planten wir etwas Essen zu gehen und später nochmals vorbei zu schauen. Das war jetzt jedoch nicht mehr möglich, denn das grosse Rad der iranischen Zuvorkommendheit war bereits am drehen und es wurden verschiedenste sinnvollere und weniger sinnvolle Hilfsmassnahmen eingeleitet: ich musste Telefonate mit dem Bahnhofsvorsteher in Teheran und einem Internet-Café in Tabriz führen und während mehreren Stunden waren permanent drei bis vier Leute beschäftigt, mir zu helfen. Diese Zeit verbrachte ich Tee trinkend im Stationshaus, umringt von wechselnden Neugierigen, die versuchten mir auf Farsi was zu erklären, während Caro im Auto wartete und als Frau von allen ignorieret wurde. Jedes Mal, wenn ich versuchte zu ihr zurück zu gehen, wurde ich freundlich darauf hingewiesen, dass ich warten soll, da sich diverse Leute gerade mit meinem Problem beschäftigen. Schlussendlich wurde ich unsicher, ob ich vielleicht nicht gar schon verhaftet wurd.

Die Nacht war längst eingebrochen und die Hilfsaktion ergab, dass für uns eine Internet-Schule ausfindig gemacht wurde, wo wir Jürgen eine Nachricht schreiben konnten, wir zu einem Hotel eskortiert wurden, welches uns dann aber doch zu teuer war, wir Schlafplatze in erwähnter Internet-Schule angeboten kriegten und wir eine Hand voll neuer iranischer Freunde hatten. Jürgen, der noch mehr Verspätung als wir hatte, erreichte unterdessen auch den Bahnhof und wurde sofort von den Soldaten zu uns begleitet. Der Tag endete mit einer Einladung in ein typisches iranisches Restaurant.

Von da an verging kein Tag, an dem wir nicht zum Tee, Essen oder Übernachtung eingeladen worden wäre. Sobald die Iraner merkten, dass wir im Auto schlafen wollten, war es fast nicht mehr möglich ihre Einladung zu entgehen. So kam es beispielsweise vor, dass wir über eine Stunde diskutieren, erklären und bitten mussten, dass wir lieber draussen schlafen. Erst in Ruhe gelassen wurden wir, als wir versprachen, am nächsten Morgen bestimmt zum Tee zu erscheinen und nachdem uns noch ein zerlegter Truthahn und ein grosses Glas Joghurt überreicht wurde.

Es gäbe noch viele andere Erlebnisse iranischer Gastfreundschaft. Wie uns zum Beispiel der Nachtwächter in Esfahan über die Kuppeln der Khomenie-Moschee führte. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.